Marktgeschehen

GoPro: So läuft’s, das kommt

GoPro arbeitet laut Gerüchten an einer modularen Vlogging-Kamera, die gegen die DJI Osmo Pocket antreten soll. Für dieses Jahr ist noch eine 360-Grad-Kamera geplant.

Zweiteiliges Konzept mit abnehmbaren Komponenten

GoPro arbeitet anscheinend an einer kompakten Vlogging-Kamera, die der dominierenden DJI Osmo Pocket-Serie Konkurrenz machen könnte. Ein im Januar 2025 neu eingereichtes Patent ergänzt frühere Anmeldungen vom März 2024 und zeigt detaillierte Pläne für ein modulares Kameradesign.

Das Patentdokument beschreibt eine zweiteilige Konstruktion. Ein abnehmbares Kameramodul kombiniert Sensor und hybride Stabilisierung aus mechanischen und elektronischen Elementen. Dieses “Image Capture Module” kann sich um bis zu 360 Grad drehen und verfügt über automatische Motivverfolgung.

Die Kameraeinheit verbindet sich mit einem separaten ergonomischen Handgriff, der Touchscreen und Bedienelemente integriert. Diese Trennung ermöglicht verschiedene Einsatzszenarien und könnte Nutzern erlauben, nur einzelne Komponenten zu upgraden statt kompletter Systeme.

Parallelen zum gescheiterten Karma-Projekt

Ob aus den Patenten tatsächlich marktreife Produkte werden, bleibt völlig offen. Viele Unternehmen sichern sich prophylaktisch Patentrechte für Konzepte, die nie realisiert werden. Zwischen Patentanmeldung und kommerzieller Umsetzung liegen oft Jahre der Entwicklung. GoPros bisherige Versuche jenseits klassischer Action-Kameras waren zudem gemischt erfolgreich, was zusätzliche Skepsis nährt.

Das modulare Konzept erinnert an GoPros Karma-Drohne von 2016, die bereits über ein abnehmbares Gimbal-System verfügte. Damals scheiterte das Projekt jedoch an technischen Problemen und Marktdruck. Das neue Patent zeigt eine deutlich kompaktere und elegantere Lösung des damaligen Ansatzes.

Interessant ist auch der explizite Verweis auf Quadcopter-Anwendungen im Patent. Dies könnte darauf hindeuten, dass GoPro eine Rückkehr in den Drohnenmarkt erwägt, aus dem das Unternehmen 2018 nach dem Karma-Absturz ausgestiegen war. Das ist auf keinen Fall eine offizielle Bestätigung, aber dadurch nicht minder interessant.

CEO bestätigt Interesse an Professional-Markt

Parallel zu den Patentanmeldungen kursieren Gerüchte über konkrete Produktpläne. CEO Nick Woodman soll während der Oppenheimer Technology Conference erklärt haben, dass GoPro ab 2026 in die “High-End-Low-Light-Kamera-Kategorie für Vlogger, Prosumer und Profis” einsteigen wolle.

DJI beherrscht mit der Osmo Pocket 3 praktisch konkurrenzlos das Segment kompakter Gimbal-Kameras. Die Osmo Pocket gilt als eine der weltweit beliebtesten Kameras und hat derzeit nur Smartphones oder Action-Kameras als ernsthafte Alternative, auch wenn sich Hersteller wie Feiyu bereits an ein ähnliches Konzept gewagt haben.

GoPro könnte mit seiner etablierten Marke und bewährten HyperSmooth-Stabilisierungstechnologie durchaus Chancen haben. Die Kombination aus elektronischer und mechanischer Stabilisierung könnte interessante Ergebnisse liefern. Allerdings müsste das Unternehmen mit DJIs technischen Standards mithalten können.

Finanzielle Erholung und Produktstrategie

Der jüngste Earnings Call vom 11. August liefert weitere Details zu GoPros Expansionsplänen. Woodman bestätigte, dass das Unternehmen bereits im vierten Quartal 2025 zu Umsatzwachstum zurückkehren will. Für die zweite Jahreshälfte prognostiziert GoPro einen operativen Gewinn von etwa 20 Millionen US-Dollar, verglichen mit einem Verlust von 9 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Die aggressive Kostensenkung zeigt Wirkung: Die Betriebsausgaben sanken im zweiten Quartal um 32 Prozent auf 63 Millionen Dollar. Gleichzeitig verbesserte sich die Bruttomarge auf 36 Prozent, den höchsten Wert seit dem dritten Quartal 2022. Diese finanzielle Stabilisierung soll die Basis für die geplante Produktoffensive schaffen.

Neben den langfristigen Plänen für 2026 hat GoPro auch kurzfristige Produktankündigungen in Aussicht gestellt. Laut CEO Nick Woodman sollen noch vor Ende 2025 zwei weitere Kameras auf den Markt kommen. Eine davon ist die bereits angeteaserte GoPro Max 2, eine 360-Grad-Kamera, die als Nachfolger der ursprünglichen Max fungieren soll.

Das wäre schon die zweite 360-Grad-Kamera nach einem eher seichten (und von mir deshalb auch kritisierten) Serienrefresh im Frühjahr. Die zweite geplante Kamera bleibt bislang unspezifiziert, auf dem Zettel steht aber eigentlich auf jeden Fall noch die GoPro Hero 14 (Black) als Nachfolger der Ausgabe vom letzten Jahr, die Aktualisierungen erscheinne regelmäßig im Herbst. Die Gerüchteküche ist diesbezüglich noch verdächtig still, aber das dürfte sich innerhalb der nächsten Wochen ändern.

Neue Geschäftsfelder im Fokus

Neben der Low-Light-Kamera arbeitet GoPro an weiteren Diversifizierungsstrategien. In Partnerschaft mit AGV entwickelt das Unternehmen technologieintegrierte Motorradhelme, die einen Markt von etwa 3 Milliarden Dollar erschließen sollen.

Zusätzlich startete GoPro Ende Juli ein Programm, bei dem US-Abonnenten ihre cloudbasierten Videos für das Training von KI-Modellen lizenzieren können. Die Nutzer erhalten 50 Prozent der Lizenzerlöse. Mit über 450 Petabyte an hochqualitativen Videoinhalten und mehr als 13 Millionen Stunden Material sieht GoPro hier eine neue Einnahmequelle in einem Markt, der 2025 auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Woodman zeigte sich optimistisch über die Zukunftsaussichten: “Wir sind begeistert davon, eine erweiterte, diversifizierte Suite von Hardware- und Software-Produkten in der zweiten Hälfte von 2025 und während 2026 zu lancieren, von der wir glauben, dass sie es GoPro ermöglichen wird, in Märkte hineinzuwachsen, in denen wir heute nicht teilnehmen.”

Apropos Patente: Hier liefert sich GoPro aktuell einen Rechtsstreit mit Konkurrent Insta360, der gleichzeitig Mitbewerber DJI im Drohnengeschäft angreift.

via: PetaPixel | Digitalcameraworld

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