Sony Kameras Top Vergleiche

Sony A7 IV vs. A7C II: Die Sensor-Zwillinge im Vergleich

Die Sony A7C II erschien kürzlich als kleinere Version der A7 IV. In unserem Praxis-Vergleich bieten wir eine Hilfestellung für die Kaufentscheidung.

Unser Vergleich mit Praxiseindrücken

Als Sony vor einigen Monaten die A7C II und die A7C R vorstellte, waren sich viele einig: Die A7C R ist spannend und eine gute Ergänzung im Sony-Lineup, die A7C II hingegen komme mit zu vielen Kompromissen gegenüber der A7 IV. Ein Kauf für 2.399 Euro wäre daher eher weniger empfehlenswert.

Steht Ihr aktuell vor der Frage, ob die A7 IV oder die A7C II die richtige Wahl für Euch ist, seid Ihr hier genau richtig. Denn Sony stellte uns die A7C II für zwei Wochen zur Verfügung. Und da ich die A7 IV seit circa einem Jahr als Hauptkamera nutze, konnte ich die beiden Kameras parallel testen. Einige Wochen zuvor konnte ich übrigens auch die A7C R für Photografix testen, falls Euch das ebenfalls interessiert.

Für diesen Vergleich möchte den Artikel gerne in dieselben Kapitel unterteilen. Daraus ergibt sich folgendes Inhaltsverzeichnis:

  • Seite 1: Gehäuse und Bedienung; Display und Sucher
  • Seite 2: Bildqualität, Rauschverhalten & Co.; Autofokus mit KI-Unterstützung
  • Seite 3: Video und Überhitzen; Konnektivität und Akkulaufzeit; Fazit

Und ein kurzer Disclaimer: Die A7C II stellte uns Sony für diesen Test zwei Wochen lang zur Verfügung. Nach dem Test geht sie zurück zum Hersteller, eine Provision oder ähnliches bekommen wir nicht – außer, Ihr kauft Euch die Kamera über einen der Affiliate-Links unserer Partner.

Sony A7C II vs. A7 IV: Gehäuse und Bedienung

Starten wir mit dem offensichlichsten: Die A7C II orientiert sich am Gehäuse der Vorgängerin und erinnert an den Stil von Messsucherkameras. Die A7 IV hingegen orientiert sich an den Profi-Bodys von Sony und bietet einen über dem Gehäuse zentrierten Sucher sowie insgesamt ein größeres Gehäuse. Daher wiegt die A7 IV auch 144 Gramm mehr – die A7C II bringt 514 Gramm auf die Waage, die A7 IV wiegt mit Akku und Speicherkarte 658 Gramm.

Wechselt man im Alltag zwischen den beiden Kameras, fallen vor allem zwei Dinge auf.

Der erste große Unterschied ist die Platzierung des Suchers. Neben den technischen Unterschieden, zu denen wir später kommen, ist der Messsucher-Stil (zumindest für mich) ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ganz intuitiv schaue ich immer mit dem rechten Auge durch den Sucher. Das hat im Falle der A7C II den Vorteil, dass man das Display weniger mit der Nase trifft und es mit Fett beschmiert. Nach längerer Nutzung fällt das aber kaum noch auf. Man gewöhnt sich also schnell dran.

Deutlich problematischer finde ich da schon den kleinen Handgriff der A7C II. Denn ich habe die Kamera hauptsächlich mit dem 16-35mm f/2.8 GM II von Sony und dem 24-70mm f/2.8 Art von Sigma genutzt. Vor allem mit dem schweren Sigma-Objektiv wird die A7C II unbequem, da man zu wenig Platz hat, um das Gewicht des Objektivs auszugleichen.

Der Auslöseknopf ist zudem weiter in Richtung Gehäuse platziert, was für meine Finger recht unbequem war. Das kleinere Gehäuse wird also erst dann richtig sinnvoll, wenn wir kleine Objektive verwenden. Etwa das 50mm f/1.8 von Sony, mit dem die Kamera wirklich schön kompakt wird.

Daher finde ich es auch hier durchaus sinnvoll, dass Sony einen Erweiterungsgriff in Form des GP-X2 anbietet. Sony schickte ihn uns zur Kamera dazu, wollt Ihr ihn selbst haben, müsst Ihr zusätzlich 180 Euro einplanen. Durch den Erweiterungsgriff habt Ihr je nach Einsatzzweck selbst die Wahl. Müsst Ihr mit der A7C II arbeiten und wollt die optimale Bildqualität mit schweren Objektiven nutzen, dann wird sie durch den Erweiterungsgriff ein wenig handlicher. Wollt Ihr sie beim spazieren umhängen und unterwegs nutzen, schraubt Ihr ihn ab und nehmt ein leichtes Objektiv mit. Praktisch!

Die Belegung der Knöpfe ist bei beiden Kameras sehr ähnlich, was bei Sony nicht immer der Fall ist. Allerdings unterscheiden sich die Druckpunkte ein wenig. Die Knöpfe der A7IV müsst Ihr tiefer hereindrücken, dafür ist ihr Druckpunkt deutlich weicher. Die Knöpfe der A7C II sind knackiger, lassen sich mit Handschuhen aber ein wenig schlechter bedienen.

Während das ohne direkten Vergleich wohl kaum jemandem auffällt, ist die Abwesenheit eines Autofokus-Joysticks für mich deutlich relevanter. Auch wenn Sonys Aufotokus-Systeme sehr gut sind, nutze ich den Spot-AF meiner A7 IV sehr häufig. Und bei der A7C II ist dessen Bedienung einfach umständlicher. Zwar könnt Ihr für die Steuerung auch den Touch-Screen nutzen – sogar dann, wenn Ihr durch den Sucher schaut – ein dedizierter Joystick ist in meinen Augen aber einfach angenehmer. Nach wie vor sehe ich an der A7C II auch genügend Platz für einen Joystick. Den AF-On-Knopf wäre meiner Meinung nach zu vernachlässigen gewesen.

Im Vergleich fällt zudem auf, dass die A7C II deutlich mehr für die Bedienung über den Touch-Screen optimiert ist. Die Menüs sind ein wenig anders strukturiert, verfügen über größere Schaltflächen und über einen Wisch mit dem Finger könnt Ihr zusätzliche Touch-Menüs im Live-View-Bildschirm einblenden.

Sony A7C II vs. A7 IV: Display und Sucher

Womit wir zum Sucher und zum Display kommen – weiteren Streitpunkten beim Launch der A7C II.

Beim Display handelt es sich um Sonys Standard-Display, das es auch an der A7 IV gibt. Es reagiert auf Touch-Eingaben, ist auch bei Sonnenschein hell genug und lässt sich bei Bedarf nach vorne schwenken. Da die A7C II günstiger ist als die A7C R finde ich das Display hier in Ordnung. Die hochauflösenderen Diplays spart Sony sich eben für die A9 III und die A7R V auf.

Beim Sucher bin ich allerdings kritischer. Denn er liegt mit seiner Auflösung von ca. 2,4 Megapixeln und seiner Größe von 0,39″ technisch unter dem Niveau des EVF der A7 IV. Das erschwert die Bildkomposition im Live-View und auch die Kontrolle von Fotos nach der Aufnahme.

Besonders fiel mir das bei einem eher schwierigen Auftrag auf. In einem Zirkus war ich dafür zuständig, zwei Tuchakrobatinnen zu fotografieren. Die Lichtbedingungen waren sehr schlecht und bestanden meist aus Pechschwarzen Hintergründen und angestrahlten Akrobatinnen. Sowohl für das Rauschverhalten, den Autofokus als auch für mich waren das Herausforderungen.

Und im direkten Vergleich fühlte ich mich mit dem Sucher der A7 IV hier einfach deutlich sicherer. Das größere und klarerer Bild hilft hier sehr dabei, einzuschätzen, ob der Autofokus sitzt und ob die Bewegungsunschärfe zur Bildwirkung passt.

Hier gibt es also einen Kompromiss, den ich für die Mehrkosten kurz nach dem Start und für das kleinere Gehäuse kaum eingehen wollen würde. Ich fotografiere sehr viel mit dem Sucher und kontrolliere aufgenommene Bilder auch gerne darüber. Und dabei möchte ich keine Kompromisse eingehen, nur weil das Gehäuse kleiner ist.

Noch ein Nachteil der A7C II: die Augenmuschel ist deutlich flacher und kann seitlich einfallendes Licht schlechter abschirmen.

guest
23 Kommentare
älteste
neueste
Feedback
Zeige alle Kommentare
Bert

Anhand der Kommentare kann man schon sehen wie beliebt beide Kameras wirklich sind 😄

René

Oder es gibt nix zu meckern, dann fehlen auch 95% der Kommentare 😉

Bert

…auch wieder richtig👍😄

Ich

Was sollte das mit der Beliebtheit der Kameras zu tun haben!?
Bei der A7 IV liegst du mit deiner Aussage definitiv daneben 😉

ccc

Schöner Vergleichsbericht!

Johannes Pottfay

Ein interessanter Vergleich. Danke dafür.
Das hier jetzt auch Testberichte veröffentlicht werden gefällt mir. Allerdings würde ich mir, im Sinne eines neutralen Portals, auch Test zu allen anderen Herstellern wünschen.
Bisher sind mir nur zwei Sony-Tests aufgefallen. Eben dieser und jener vom 5.10.2023 https://www.photografix-magazin.de/sony-a7c-r-test. Möglicherweise habe ich auch welche übersehen?

Rüdiger

Wünschen kann man viel, aber so ein Test kostet sicher einiges an Aufwand. In diesem Fall war das vertretbar, weil Benjamin ja sowieso mit der A7 IV vertraut ist und damit einen guten Vergleich zur Sony-Alternative hat.

Testet man jetzt eine Canon EOS R6 II oder vergleichbares von Nikon, muss man sich erstmal an deren Bedienkonzept gewöhnen. Zumal man dann keine passenden Objektive zur Hand hat und die Hersteller die Kameras zum Testen auch nur begrenzt ausleihen werden.

Johannes Pottfay

Echt jetzt?

OlliKa

Ein sehr gut gemachter und aufwändiger Bericht. Danke, Benjamin! Ich war anfangs auch sehr interessiert an der kleinen 7C ll. Bin aber letztendlich zu dem gleichen Resultat gekommen: die Vorteile gegenüber der 7VI halten sich in Grenzen.
Mich erstaunt ebenfalls sehr, dass es so wenige Kommentare zu diesen Artikel gibt.

Bert

Na dann warten wir mal gespannt auf die A7V

gogl

Ich kann aus ergonomischen Gründen mit den C von Sony nichts anfangen, meine Hände sind damit nicht kompatibel.

Ich

Die Handhabung ist auch sehr gewöhnungsbedürftig um es mal freundlich auszudrücken 😀

Lukas

Guter Bericht, kann ich in den meisten Punkten so bestätigen:
Ich habe vor kurzem meine A7 IV gegen die A7 CII getauscht. War dennoch eine Bauchentscheidung, nicht rational begründet, aber das braucht’s im Hobby ja zum Glück auch nicht immer und ich steh einfach auf den Rangefinder Style. Der neue (und tatsächlich spürbar bessere) AF ist natürlich auch willkommen.

Einzig bei größeren Objektiven (135 1.8, 70-200 2.8) vermisste ich das größere Gehäuse etwas.
Tipp für alle, denen wie mir die 180€ für die Grifferweiterung zu viel ist: Smallrig hat eine arcaswiss-kompatible Baseplate im Sortiment. Damit hat auch der kleine Finger eine ordenliche Auflage und es passt, zumindest für mich, jetzt ziemlich gut.

Marko

Genauso habe ich das auch gemacht. Wenn die Finger nicht zu dick sind, kommt man auch gut mit dem Griff zurecht.

Benni

Ich finde den Artikel auch gut!

Dennoch eine persönliche Anmerkung/Meinung. Ich finde es unpraktisch, dass ihr den Artikel auf drei Seiten packt. Eure Seiten laden schnell, aber trotzdem lädt es halt kurz beim Seitenwechsel. Wenn man noch einmal zurück zu einem bestimmten Abschnitt möchte, muss man sich wieder erst einmal durchklicken. Kleinigkeiten, aber nervige Kleinigkeiten. Wenn es um die Übersichtlichkeit geht, dann wäre mir ein sticky Inhaltsverzeichnis lieber.

Jürgen K.

Also, wenn man mit richtig großen Objektiven(200-600mm) an der C losmaschiert, dann stimmt
die Balance gar nicht. Ich würde mit der C nicht klarkommen.
Dem Autor ein großes Lob für den guten Bericht/Vergleich

Marco

Ich nutze mittlerweile die 7cr und shoote unter anderem auch Wildlife mit dem 200-600 und muss sagen das mir speziell bei diesem Objektiv der kleinere Body überhaupt nichts ausmacht da ich beim schiessen immer das Objektiv in der Hand halt und mit rechts dank perfekten Autofokus nur noch abdrücken muss

Andreas R.

Bin aktuell noch am Testen. Der Testbericht kam leider zu spät für mich. Ein Einführungsangebot mit dem 20-70 F4 war einfach zu verlockend.
Sie passt vom Aufbau gut zur RX100VII. Da braucht man sich beim Touch nicht viel umzustellen. Mit der Größe komme ich gut klar. Es ist gar kein so großer Unterschied zur A7M2. Es fehlt hält der Sucherbuckel. Mal sehen wie ich mit dem Sucher und dem Display im Sommer klarkomme. Die nicht vorhandene Augenmuschel kann ich jedenfalls nicht verlieren und die Nase bleibt im Querformat endlich vom Display weg.
Der Augen AF trifft sogar bei Strumpfbandnattern.

Robert

Ich habe jahrelang eine Sony A6500 benutzt auf Grund der Kompaktheit. Beim wandern hängt die Kamera 95% der Zeit mit PD Capture Clip am Brustgurt. Bei manchen Spaziergängen auch gerne mal am Gürtel. So mache ich viel schneller und spontaner Fotos. Kollegen kramen dann erstmal ihre Kamera aus dem Rucksack.

Da Sony aber ihre APS-C viele Jahre kaum weiterentwickelt hat, bin ich irgendwann auf die A7C gewechselt. Mit kompakten Tamron Objektiven oder dem Sony 35mm GM ist es fast genauso leicht.

Marko

Guter Bericht, der mir meine Entscheidung zur A7CII bestätigt. Klein und kompakt, wenn ich will, und mit flexibler Grundplatte von Smallrig, wenn die Objektive mal größer werden. Dazu ein besserer AF, was das wichtigste Kriterium war. Insgesamt macht Sony einiges richtig. Für jeden Anspruch ist was dabei.

Dirch23

Schöner Vergleich, die Praxistests sind immer sehr hilfreich. Zum fokussieren, hier ist es tatsächlich in den allermeisten Fällen völlig ausreichend das mittelgroße Fokusfeld zentral zu stellen, Objekt, Mensch, Tier, was auch immer anvisieren und die AF ON Taste drücken. Ist defaultmäßig mit dem Tracking belegt. Dann verschwenken, bis der Bildaufbau passt und den Auslöser drücken. Das geht sehr geschwind, schneller als mit einem Joystick. Mache das mit meiner A7IV nur noch so. Ausser bei Makro aber da hat man ja in der Regel etwas mehr Zeit.
Viele Grüße
Dirch

kay

Noch anzumärken wäre dass bei der A7cII man nur bis 1/160 blitzen kann und man bis 1/4000 ohne rolling shutter..also selbst für ambitionierte hobbyfotografen sehr viele abstriche…dann besser die a7iv 😉

Matthias

Vom Formfaktor ist die A7m4 besser geeignet, aber nur die kleinere Variante bietet Fokus braketing für Makro. Daher warte ich auf eine neue Firmware der aA7m4 oder eine A7m5

Photografix Newsletter

In unserem kuratierten Newsletter informieren wir dich 1-2 Mal pro Woche über die aktuellsten News und Gerüchte aus der Welt der Fotografie.

Wir senden keinen Spam und teilen niemals deine E-Mail-Adresse.
Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.