Canon Deutschland hat gegenüber Photografix in einem Statement die Gründe für die Streitigkeiten mit Viltrox erläutert.
Statement von Canon Deutschland
„Kein Kommentar zu diesem Zeitpunkt“, so lautete die bisherige Antwort, die große Magazine wie DPReview und PetaPixel von Canon in der Diskussion rund um RF-Objektive von Drittherstellern wie Viltrox erhalten haben (wir berichteten).
In der Zwischenzeit haben wir, nach unserer Anfrage vom 30. August 2022, von Canon Deutschland erfreulicherweise noch ein etwas ausführlicheres Statement erhalten, das sich folgendermaßen liest:
„SHENZHEN JUEYING TECHNOLOGY CO.LTD, stellt unter dem Markennamen „Viltrox“ Autofokus-Objektive für den RF-Mount von Canon her. Canon ist der Ansicht, dass diese Produkte ihre Patent- und Geschmacksmusterrechte verletzen und hat das Unternehmen daher aufgefordert, alle Handlungen einzustellen, die die geistigen Eigentumsrechte von Canon verletzen.“
Canon Deutschland bestätigt hier also, was in den letzten Tagen bereits von vielen vermutet wurde: Der Grund dafür, dass Viltrox eigene RF-Objektive vom Markt genommen hat, sind verletzte Patentrechte. Canon bezieht sich in dem Statement außerdem explizit auf RF-Objektive mit Autofokus. Das erklärt, warum manuelle Objektive von Herstellern wie Samyang oder Laowa weiterhin im Handel erhältlich sind. Diese scheinen die geistigen Eigentumsrechte von Canon nicht zu verletzen und stellen somit aus Sicht des Marktführers wohl kein Problem dar.
Persönliche Anmerkung
Ich habe es schon in meinem ersten Artikel zum Thema angemerkt: Im Falle von Patentverletzungen ist es Canons gutes Recht, Viltrox dazu aufzufordern, die Produkte, die die Patente verletzten, vom Markt zu nehmen. Nun haben wir Gewissheit, dass es tatsächlich um verletzte Eigentumsrechte geht.
Inwiefern Canon den Plan verfolgt, das RF-Bajonett zu einem geschlossenen System zu machen, muss abgewartet werden. Fehlende Objektive von Drittherstellern würden natürlich insgesamt eine geringe Auswahl für die Kunden bedeuten, allerdings könnte Canon so auch eine durchgängig hohe Qualität innerhalb des EOS R Systems garantieren. Bisherige Autofokus-Objektive von Viltrox und Samyang scheinen beispielsweise (so berichtet unter anderem Canonrumors) nicht die neueren RF-Protokolle, sondern stattdessen die alten EF-Protokolle zu verwenden.
Unter Umständen könnte der Verkauf von Lizenzen an ausgewählte Dritthersteller ein Schritt sein, den Canon früher oder später in Erwägung ziehen wird. So würde man noch eine Zeit lang die sicherlich hohen Entwicklungskosten des RF-Bajonetts über den Verkauf der eigenen RF-Objektive kompensieren, würde das RF-System langfristig gesehen aber durch die gezielte Ergänzung von Dritthersteller-Objektiven für die Nutzer attraktiver machen.
Wie ordnet ihr Canons Stellungnahme ein?
Beitragsbild: Bashar