Zum Ende jedes Quartals wollen wir schauen, was sich in der Welt der Smartphones getan hat und werfen verstärkt einen Blick auf die verbauten Kameras.
Das hat sich im letzten Quartal getan
Das Jahr 2022 haben wir mittlerweile hinter uns gelassen und traditionell möchte ich auch einen Blick auf die letzten drei Monate des Jahres werfen. Schließlich habe ich auch die Smartphone-Kameras im ersten, zweiten und dritten Quartal separat beleuchtet, da kann ich beim vierten Quartal keine Ausnahme machen.
Werfen wir vor konkret vorgestellten Geräten aber nochmal einen kurzen Blick aufs sonstige Marktgeschehen. Samsung, bis dato der einzige Hersteller von Smartphone-Sensoren mit einer Auflösung von 200 MP, baut seinen Vorsprung in Sachen Auflösung weiter aus. Nach ISOCELL HP1 – etwa im Xiaomi 12T Pro zu finden – und ISOCELL HP3 wurde der HPX immerhin für den chinesischen Markt angekündigt.
Von Konkurrenten wie Sony ist in der Hinsicht nichts zu hören. Dabei ist vermutlich sogar den wenigsten bewusst, dass eine Kamera in ihrem Smartphone auf Technik der Japaner aufbaut. Das wollen sie mit der Marke “Lytia” ändern, die künftig unter anderem auf Smartphone-Verpackungen zu finden sein könnte, wenn ein Sony-Sensor verbastelt wurde.
Während die Auflösung der Smartphone-Sensoren also immer weiter aufgebohrt wurde, ist bei den Linsen noch viel Luft nach oben. Xiaomi hat zusammen mit seinem Hardwarepartner Leica eine, sagen wir mal, kreative Lösung gefunden – und an sein Flaggschiff Xiaomi 12S Ultra einfach mal ein dickes M-Objektiv geschraubt. Wenngleich dieser Weg nicht sonderlich praktikabel aussieht, er zeigt in eine eindeutige Richtung.
Jetzt aber die gewohnte Übersicht der Kamera-Smartphone-Highlights, die dieses Mal allesamt leider (noch) nicht in Deutschland verfügbar sind. Deshalb habe ich mir die Angaben zur unverbindlichen Preisempfehlung gespart.
Leitz Phone 2
- Weitwinkel: 47 MP, f/1.9, 1 Zoll
Der wohl größte Mangel des Leitz Phone 2 ist auch der des Vorgängers: Es erscheint ausschließlich in Japan. Ansonsten macht Leica nicht viel anders als beim Leitz Phone der ersten Generation. Erneut modeln sie nämlich ein Sharp-Gerät um, verpassen ihm ein neues Branding, ein anderes Gehäuse und angepasste Software und verkaufen es schließlich als ihr eigenes. Das erste Leitz Phone stand mit seinem 1-Zoll-Sensor noch relativ konkurrenzlos da, ein Jahr später sieht es aber anders aus, wie ihr weiter unten lesen werdet. Ich halte es für recht wahrscheinlich, dass uns 2023 noch ein Leitz Phone 3 erwartet, hoffe aber, dass es sich durch mehr Eigenschaften von der Masse abheben wird.
Tecno Phantom X2 Pro
- Weitwinkel: 50 MP, f/1.9, 1/1,31 Zoll
- Ultraweitwinkel: 13 MP, f/2.2, 1/3,1 Zoll
- Teleobjektiv: 50 MP, f/2, 1/2,76 Zoll
Es ist das erste Mal, dass ich den Hersteller Tecno im Zusammenhang mit den beeindruckendsten Smartphone-Kameras erwähne, aber vielleicht nicht das letzte Mal. Die Portraitkamera des Phantom X2 Pro ist herausfahrbar, womit eine höhere Brennweite von 65 mm und vor allem ein cremigeres Bokeh dank einer f/1.5-Blende erreicht werden sollen. Das Phantom X2 Pro wird wohl kaum in deutschen Ladenregalen zu finden sein. Die Idee ist aber spannend und könnte anderen Herstellern als Inspiration dienen.
Honor 80 Pro
- Weitwinkel: 160 MP, f/1.8, 1/1,56 Zoll
- Ultraweitwinkel: 50 MP, f/2.0
Seit sich Honor vom Mutterkonzern Huawei abgenabelt hat, kann man wieder guten Gewissens zu den Produkten des Herstellers greifen – schließlich erhält man ein Smartphone mit originalem Android samt Zugang zum reichhaltig gefüllten Google Play Store, woran es bei Huawei bekanntermaßen mangelt. Die Frequenz, in der Honor neue Geräte vorstellt, ist ähnlich zu Xiaomi kaum mehr nachzuvollziehen. Inzwischen sind wir zumindest auf dem chinesischen Heimatmarkt beim Honor 80 angekommen. Eine Erwähnung an dieser Stelle hat es sich aber verdient, weil es das erste – und noch einzige – Smartphone mit Samsungs Sensor ISOCELL HP3 ist. Honor drosselt die Auflösung allerdings von 200 auf “nur” 160 MP, womit Fotos effektiv mit 10 statt 12,5 MP entstehen dürften.
Vivo X90 Pro+
- Weitwinkel: 50 MP, f/1.75, 1 Zoll
- Ultraweitwinkel: 48 MP, f/2.2, 1/2 Zoll
- Teleobjektiv (2x): 50 MP, f/1.6
- Periskop (3,5x): 64 MP, f/3.5, 1/2 Zoll
Das neuste Vivo-Flaggschiff wäre mir bei dieser Auflistung fast durch die Lappen gegangen – ein fataler Fehler. Kameratechnisch gesehen ist es nämlich schlichtweg das beste Smartphone am Markt, was nicht nur am 1-Zoll-Sensor für die Hauptkamera, sondern auch den durchweg hohen Auflösungen der anderen drei Kameras liegt. Vivo verbaut neben einem Teleobjektiv mit Zweifach-Vergrößerung auch ein Periskop mit immerhin 3,2-facher Vergrößerung. Hier wäre meiner Meinung nach noch etwas mehr drin gewesen, um die Kameras stärker voneinander zu differenzieren. Übrigens kooperiert Vivo erneut mit dem deutschen Spezialisten Zeiss.
Xiaomi 13 Pro
- Weitwinkel: 50 MP, f/1.9, 1 Zoll
- Ultraweitwinkel: 50 MP, f/2.2, 1/2,76 Zoll
- Teleobjektiv (3,2x): 50 MP, f/2, 1/2,76 Zoll
Das Xiaomi 13 Pro war nach Xiaomi 12 und Xiaomi 12T schon der dritte Ableger von Xiaomis-Flaggschiffserie 2022 und folgte kurz nach dem Vivo-Telefon, kann letzterem auf dem Papier aber nicht so ganz das Wasser reichen. Beide sind übrigens mit dem neusten und stärksten Qualcomm-Chip, dem Snapdragon 8 Gen 2 ausgerüstet. Im umfangreichen Kameravergleich der Kollegen von ChinaHandys.net schneidet das Xiaomi 13 Pro trotz theoretisch schlechterer Hardware etwas besser ab, während Vivo softwareseitig die Farben etwas zu stark überzeichnet. Unterm Strich konnten aber beide Geräte ihre starken Foto-Fähigkeiten unter Beweis stellen, sodass mehr eine subjektive als eine objektive Entscheidung nötig wird. Wie auch bei den vorhergehenden Top-Smartphones von Xiaomi hat der Hersteller für das Xiaomi 13 Pro mit Leica zusammengearbeitet.
In Kürze könnt ihr auf Photografix-Magazin.de noch eine umfangreiche Vorschau auf die Smartphone-Kameras 2023 lesen, Ende März die nächste Zusammenfassung des aktuellen Quartals, wenn ihr der Meinung seid, dass ich das Format fortführen sollte. Habe ich gar ein Modell vergessen? Und mit welchem Smartphone habt ihr 2022 die meisten Fotos geschossen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Bin zwar kein Smartphone Fotograf, aber sehr gute und interessante Gegenüberstellung bzw. Auflistung.
Das freut mich!
Was mich immer wieder wahnsinnig macht ist der Modellwechselzyklus !!! Zweitens das scheinheilige NULL Euro Getue !!! Drittens das der Verkaufspreis ohne Vertrag nur sehr selten genannt wird !!!
Viertens möchte ich Simlockfreie Handys kaufen können.
Technisch gesehen müssen die Dinger für mich Dual fähig sein (schon wegen meiner Auslandsaufenthalte) und für eventuelle Fotos Videos Dokumente sollten sie Micro-Karten aufnehmen können.
Ich glaube, die Zeiten, wo man Handys für 0€ zum Vertrag geschenkt bekommen hat, sind definitiv vorbei;) Inzwischen zahlt man, ob mit oder ohne Vertrag meistens den vollen Preis. Sicherlich sind die hier genannten Geräte allesamt toll. Aber ist es nachhaltig und sinnvoll ein Handy für mehr als 1500€ zu erwerben, das nach 2 Jahren – wenn nicht Akku und Gehäuse kaputt sind – dann zumindest technisch veraltet ist? Und das alles für eine bessere Kompaktknipse im Handy? Wo ist hier die Logik? Wo ist hier die Nachhaltigkeit? Was macht das für einen Sinn?
Moin Alfred, deinen Ärger über vermeintlich niedrigere Preise im Vertrag kann ich verstehen, hat nur überhaupt nichts mit dem Artikel zu tun. Simlock gibt es heutzutage übrigens praktisch überhaupt nicht mehr (laut Freenet sogar seit rund acht Jahren).
Dann bin ich aber beruhigt !!
Fotografie mit dem Smartphone – siehe nächste Zeilen.
Mein Smartphone benutze ich mit Hilfe der Light Meter App als immer dabei Messgerät um meine manuellen Kamera Einstellungen VOR der Aufnahme zu optimieren. Warum? Weil ich nicht möchte das z.B. eine sonst nützliche „Automatikfunktion“ die sommerliche dunstige warme Blumenwiese automatisch „neutralisiert“ und damit das stimmungsvolle Bild VERNICHTET. Kumulierende Messungen und vieles mehr sind möglich. Die Mitnahme eines zusätzlichen Messgerätes kann ich mir ersparen.
Wie gut ein Smartphone Bilder macht überlasse ich gerne meiner besseren Hälfte. Vorteile für mich sind viele Videos/Bilder vom Nachwuchs und ich habe mit dem „Teilen“ der selben nichts am Hut.
Natürlich FORTFÜHREN !! Mein SP verwende ich als „Polaroid“ um interessante Örtlichkeiten oder Texturen und deren Lage/Licht usw. zu dokumentieren. Für die Neugierde: Momentan ist es ein SAMSUNG Galaxy S22.
Das wird für viele die Kamera-Zukunft werden…. Die Software wird immer leistungsfähiger und übernimmt zunehmend die Arbeit für die fehlende Sensorgröße.. Es wird zwar Lowlight oder Sports nicht so schnell ablösen aber Landscape, Street oder sogar Portrait? Wird kommen, wenn es nicht schon da ist…
Ja und ja. Ja, es ist bereits wie Du schreibst und dies ist für 98% der Fotos die heute gemacht werden auch gut so. 98% dieser Fotos wurden früher (wahrscheinlich) garnicht gemacht – und wenn, dann deutlich schlechter, insofern ein (überflüssiger?) Fortschritt 😉. Diese Fotos sind oft/meist entbehrlich, wenn es keine echten Erinnerungen sind, da ist das SP aber wirklich unschlagbar und gut. Ausserdem werden durch die tollen Applikations-Möglichkeiten viele überhaupt erst “die Fotografie” als “Hobby” entdecken und dann ggf. ein Upgrade zu “richtigen” Kameras wollen. Früher haben doch unzureichende RitschRatschKlick-Apparate potentielle Hobbyisten nach den “Ergebnissen” eher verschreckt. Die Ergänzung mit guten (MFT)/APS-Systemen als Eintritt muss zu vernünftigen Konditionen UND vor allem mit Kameras erfolgen die sich konzeptionell und beim Softwareumfang/Apps am SP orientieren und eine intuitive und vollautomatische Connectivität zum SP mit guter App-Oberfläche besitzen. Die neuesten Connectivity-Apps der Hersteller zeigen die Richtung an. Es hat (zu) lange gedauert, bis die Schnarchnasen dies erkannt und implementiert haben. Ja, das SP verschiebt die Eintrittsstufe immer weiter – trotzdem bleibt eine qualitative Zweiklassengesellschaft – spätestens wenn ein Print das Ergebnis sein soll. Glücklicherweise 😉
Danke J.Friedrich
erspart mir viel Text. Die Vorteile nutze ich dagegen sehr gerne. Seit einigen Jahren hat sich durch das SP mein Texturen-Archiv das Örtlichkeiten-Archiv (damit ich nicht Anglizismen verwenden muss – lateinisch locatio) sehr gut entwickelt. Das Ding hat eben meine „Polaroid“ ersetzt.
Kameras auslösen und mit der richtigen App als „Messgerät“ verwendet sind echt praktische Dinge, den Umweg über DSLM aufs SP erspare ich mir weil das wäre mit einer Interkontinental-Rakete auf Spatzen geschossen.
Das Smartphone kann so gut wie eine Systemkamera werden – solange man beim Bilder machen dastehen muss als hätte man Verdauungsprobleme weil man das Ding nicht richtig halten kann – fotografiere ich lieber mit „richtigen“ Fotogeräten. Mit kurzem „Umbau“ auf ihr DJI OSMO Mobile 6 Smartphone-Gimbal gelingen meiner Gattin wunderbare Videos und stabilisierte Bilder.
Trotzdem – für mich ist das NIX – ich brauche etwas haptisch vernünftiges für meine fotografischen Vorstellungen.
Vergessen? iPhone 14 pro max!
Wie könnte ich! Das war schon im Q3-Bericht enthalten. 🙂
Die ausfahrbare Portrait Linse des Tecno Phantom X2 Pro hätte das Potential, mal eine echte Neuheit zu sein. Leider gibt es nirgendwo klare Details der Spezifikation und dir Firma ist insgesamt aus deutscher Sicht sehr intransparent.
Das 2x Tele des Vivo X90 Pro+ könnte ähnliches leisten, aber auch hier fehlt im Artikel die Sensorgröße.
Und was die Dinger in der Praxis leisten, sieht man ja eh erst in guten(!) Testberichten oder beim eigenen Ausprobieren im Alltag.
Alle anderen Neuheiten sind bekannter Stand der Technik – hier und da wird noch ein Prozent rausgekitzelt.
Für die Masse der Konsumenten, deren Bilder sowieso nur ohne ästhetischen Anspruch aus Schnappschüssen bzw. Geknipse besteht, ist das Smartphone mehr als ausreichend. Kann man sich wie die Wegwerfkamera in den 80ern vorstellen.
Hauptsache, man kann mit den Dingern auch telefonieren.